Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

Neuerscheinung: Finanzmarktöffentlichkeiten. Von Andreas Langenohl

27. November 2009

Buchcover

Die funktionale Beziehung zwischen Finanzmarkt und öffentlichem Diskurs. In: Rainer Diaz-Bone/Gertraude Krell (Hg.): Diskurs und Ökonomie. Diskursanalytische Perspektiven auf Märkte und Organisationen. Wiesbaden 2009, S. 245-266.
Zitation

Seit einigen Jahren wird eine Diskussion zwischen Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Zweige der „neuen“ Wirtschaftssoziologie und der „social studies of finance“ geführt. In dieser Debatte geht es nicht zuletzt um die Legitimität einer genuin finanzmarktsoziologischen Sichtweise, die sich von allgemein wirtschaftssoziologischen Perspektiven abzugrenzen hätte. Der Raum, in dem sich der Disput abspielt, kann exemplarisch anhand der Positionen zweier bedeutender Soziologinnen der Finanzmärkte vermessen werden.

Einerseits hebt Saskia Sassen (1991, 2005) in ihren Studien zu den globalen Finanzmarktmetropolen, welche stärker in die transnationale Finanzökonomie als in die Volks- oder regionale Wirtschaft eingebunden sind, die produktiven Wirkungen der institutionellen Einbettung der Märkte hervor. Die Entwicklung, Vermarktung, juristische Absicherung komplexer Finanzprodukte und die technische und administrative Kanalisierung der globalen Finanzströme seien ohne eine hohe Dichte von face-to-face-Kontakten zwischen Bankern und Anwälten, Werbefachleuten und technischen Administratoren, und allgemein zwischen Experten und Klienten nicht möglich (vgl. auch Olds 2001; Ong 1999). 

Andererseits und im Gegensatz dazu besteht Karin Knorr Cetina (2007a, 2007b) auf der Selbstentwindung finanzmarktlicher Dynamiken aus den sozialen, technologischen und politischen Kontexten, die sie ursprünglich möglich gemacht haben mögen, aber in der hoch technisierten Echtzeitkommunikation gegenwärtiger Finanzmärkte nicht länger steuern oder auch nur beeinflussen können. (Abstract)

Dr. habil. Andreas Langenohl leitet die Forschungsgruppe „Idiome der Gesellschaftsanalyse“. Er forscht zu „Die Doppelkarriere eines Konzepts: ‚Reflexivität‘ als Zeitdiagnose und als Forschungsstrategie im sozialwissenschaftlichen Diskurs“. Abstract